Kreatives Solospiel mit der pentatonischen Tonleiter - Teil 1
Möchtest Du auch improvisieren können wie die Beatles oder andere legendäre Rockbands? Dann solltest Du Dir die pentatonische Skala genauer anschauen.
Wenn es ums Improvisieren geht lautet ein häufiger Tipp „Nutze die Akkordtöne“. Das ist prinzipiell auch richtig und möglich. Wenn aber etwas mehr Abwechslung und Spannung in Dein Solospiel kommen soll, dann helfen Dir sogenannte Skalen1 weiter.
In diesem ersten Teil des Artikels erläutere ich die pentatonische Skala und zeige Dir, wie man damit coole Soli oder Einwürfe spielen kann. Im zweiten Teil gibt es dann Paxisübungen, mit denen Du den Einstieg in die Improvisation mit der pentatonischen Skala problemlos schaffst.
Die pentatonische Skala
Die pentatonische Skala umfasst fünf Töne (griechisch: penta = fünf). Sie ist eine der ältesten Tonleitern der Welt.
Die fünf Töne, die man benötigt, findet man leicht mit Hilfe der Dur-Tonleiter. Die pentatonische Skala umfasst den ersten, zweiten, dritten, fünften und sechsten Ton der Dur-Tonleiter.
In C-Dur sieht die pentatonische Tonleiter wie folgt aus:
Die pentatonische Tonleiter ist gerade für den Einstieg in die Improvisation gut geeignet, da sie nur wenige Töne umfasst und Du Dir sie deshalb einfach merken kannst.
Für die anderen Durtonarten kannst Du Dir die Töne heraussuchen, indem Du die jeweilige Tonleiter notierst und dann die genannten Töne bestimmst (1., 2., 3., 5. und 6. Ton).
Zu welchen Akkorden passt die pentatonische Skala?
Wenn Du die pentatonische Tonleiter zur Improvisation nutzen möchtest, musst Du jetzt noch wissen, zu welchen Akkorden Du die Töne spielen kannst. Dazu helfen uns die Erläuterungen zur Stufentheorie.
Dort haben wir gelernt, welche Akkorde zu einem Grundton gehören und passen. Das sind in der Tonart C-Dur die drei Dur-Akkorde C-Dur, F-Dur und G-Dur sowie die drei Moll-Akkorde a-Moll, d-Moll und e-Moll. Das sind die jeweiligen Parallelakkorde von C-Dur (a-Moll), F-Dur (d-Moll) und G-Dur (e-Moll). Diese findest Du auch mit Hilfe des Quintenzirkels.
Den ebenfalls zu C-Dur gehörenden Akkord H vermindert können wir hier zunächst außer Betracht lassen, da er in der Praxis keine wesentliche Rolle spielt.
The Beatles “Let it be” – so gut kann Pentatonik klingen
Ein sehr legendäres pentatonisches Gitarrensolo stammt von George Harrison, dem Lead-Gitarristen der Beatles.
Im weltbekannten Song „Let it be” von Paul Mc Cartney (Album Let it be, 1970) spielt er folgendes Solo:
Let it be – Gitarrensolo
Wenn man das Solo hört, denkt man zunächst gar nicht, dass es nur aus fünf Tönen besteht. Das liegt unter anderem daran, dass George Harrison einen Tonumfang von fast drei Oktaven nutzt und sehr geschickt einsetzt.
Die Analyse des Solos zeigt jedoch, dass ausschließlich die pentatonische Skala zum Einsatz kommt. Die Originaltonart von Let it be ist C-Dur. Demnach besteht die pentatonische Tonleiter in diesem Fall aus den Tönen C, D, E, G und A. Die Notation zeigt nur diese Töne in den verschiedenen Oktavlagen.
Die Akkorde, die als Grundlage für die Improvisation dienen, sind C-Dur, G-Dur, a-Moll und F-Dur. Alle diese Akkorde gehören zu C-Dur und sind oben als geeignete Akkorde für eine Improvisation mit einer pentatonischen Skala aufgeführt. Deshalb klingt es auch so gut.
Auf Youtube kannst Du Dir die vollständige Originalversion von Let it be anhören:
Auf Wikipedia findest Du interessante Hintergrundinformationen zu Let it be (Wikipedia-Eintrag).
Bonustipp für Klavierspieler: Die schwarzen Tasten
Gerade zu Beginn, wenn man mit der pentatonischen Tonleiter noch nicht sehr vertraut ist, fällt es vielleicht schwer, die richtigen fünf Töne jeweils schnell genug zu erkennen und frei damit zu spielen. Dann passiert es schnell, dass auch mal der ein oder andere unpassende Ton dabei ist.
Klavier- bzw. Keyboardspieler haben hier noch ein Ass im Ärmel:
Die schwarzen Tasten auf dem Klavier sind eine pentatonische Skala! D.h., wenn Du ausschließlich die schwarzen Tasten zum Spielen verwendest, liegst Du immer richtig.
Du musst dabei allerdings beachten, dass Deine zugrunde liegende Tonart dann Fis-Dur ist. Das transponierte Akkordschema von Let it be in Fis-Dur lautet Fis-Dur – Cis-Dur – dis-Moll – H-Dur – Fis-Dur – Cis-Dur – H-Dur – Fis-Dur.
Wenn Du Dir dieses Akkordschema draufschaffst, kannst Du mit der Improvisation auf allen schwarzen Tasten loslegen.
Gerade für Kinder ist das Spielen auf den schwarzen Tasten ein großer Spaß. Wenn ein etwas geübter Klavierspieler die o.g. Akkordfolge spielt, können Kinder – oder auch interessierte Klavieranfänger – dazu improvisieren, also quasi beliebige schwarze Tasten drücken und es klingt (fast) immer gut.
Bevor ich Dir im zweiten Teil einige Praxisübungen zur Improvisation mit der pentatonischen Skala zeige, habe ich Dir unten das Let it be-Akkordschema in einer gut spielbaren Version in Fis-Dur notiert. Sobald Du dieses Akkordschema mit der linken Hand spielen kannst, kannst Du mit der Improvisation auf den schwarzen Tasten einsteigen.
So klingt das Akkordschema:
Let it be – Akkordschema in Fis-Dur
1 Eine Skala ist ein Vorrat von Tönen, der einem bestimmten Muster folgt. Die Dur-Tonleiter ist beispielsweise eine Skala. Das Wort Skala stammt aus dem Italienischen (Scala) und bedeutet Leiter.