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Sus-Akkorde verstehen

Sus-Akkorde verstehen: Von Pop bis Barock - Das musst Du wissen!

Was ist eigentlich, wenn ein Dreiklang weder Moll noch Dur, noch übermäßig, noch vermindert ist? Das Ganze könnte dann so klingen:

Du hörst im Tonbeispiel sogenannte Sus-Akkorde. Was es damit auf sich hat und wie man diese Akkorde bildet, erfährst Du in diesem Beitrag. Zuerst werde ich die Grundlagen erklären, anschließend erläutere ich den Einsatz von Sus-Akkorden an Beispielen aus der klassischen und der Popmusik und zum Schluss gibt es dann noch ein paar Hinweise für Profis.

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Woher kommt der Begriff Sus-Akkord?

Sus-Akkorde haben in diesem Fall nichts mit dem englischen Wort “suspicious” zu tun, sondern mit einem anderen englischen Wort, nämlich “suspended”, das im Deutschen im Musikkontext “Vorhalt” heißt. Bleiben wir aber zunächst erstmal bei der englischen Bezeichnung “sus” (gesprochen “sass”). Die wird nämlich in der populären Musik auch im Deutschen verwendet. Allerdings sprechen die meisten Deutschen ist dann “suss” aus. Man unterscheidet zwischen Sus2-Akkorden und Sus4-Akkorden, aber erst mal der Reihe nach.
Du kennst vielleicht schon Dur- oder Mollakkorde. Da gibt es einen Grundton, den Terzton und den Quintton. Der Quintton ist bei Dur- und Mollakkorden jeweils eine reine Quinte vom Grundton entfernt und der Terzton ist bei Durakkorden eine große Terz und bei Mollakkorden eine kleine Terz vom Grundton entfernt. Wenn Du Dich damit jetzt noch nicht so richtig sicher fühlst, kannst Du Dir auch erst eines unserer Dreiklangvideos anschauen. Wir haben ein kurzes Dreiklangvideo für alle, die schon Noten lesen und Intervalle bestimmen können und ein ausführliches Dreiklangvideo für alle, die noch gar kein Vorwissen im Bereich Musik haben.

Welche Töne enthält ein Sus-Akkord?

Bei Sus-Akkorden wird die Terz ersetzt, entweder
a) durch die große Sekunde, das ist dann der Sus2-Akkord, oder
b) durch die reine Quarte, das ist der Sus4-Akkord.
Es gibt allerdings auch Ausnahmen. Darauf komme ich später nochmal zurück.
Wie bildet man diese Akkorde jetzt? Ich zeig Dir hier 2 Methoden. Zunächst, wie man das in den Noten aufschreiben kann und dann, wie man das Ganze mit einem einfachen Trick aufs Klavier übertragen kann.
Du suchst als erstes den Grundton, also den Ton, nach dem der Akkord benannt ist. Dann notierst Du die Sekunde darüber: Also, wenn der Grundton auf einer Linie liegt, im Zwischenraum darüber, und wenn der Grundton in einem Zwischenraum liegt, auf der Linie darüber. Und dann notierst Du noch die Quinte darüber: Also, wenn der Grundton auf einer Linie liegt, auf der übernächsten Linie darüber, und wenn der Grundton in einem Zwischenraum liegt, im übernächsten Zwischenraum darüber.

Beispiele für Sus2- und Sus4-Akkorde: Csus2 und Csus4

Jetzt musst Du noch die Feinbestimmung machen und gucken, ob die Sekunde wirklich eine große Sekunde vom Grundton entfernt ist und die Quinte eine reine Quinte vom Grundton entfernt ist. Dazu suchen wir jetzt die Töne auf dem Klavier. Wir haben das C notiert, das D und das G. Wir zählen jetzt einfach die Halbtonschritte zwischen den Tönen. Zwischen C und D sind 2 Halbtonschritte, also ist das eine große Sekunde. Zwischen C und G sind 7 Halbtonschritte, also ist das eine reine Quinte, demnach ist alles richtig.
Und wie ist das bei Sus4-Akkorden? Da gehen wir erstmal genauso vor, nur dass wir jetzt nicht die Sekunde vom Grundton aus suchen, sondern die Quarte. Dazu zählen wir einfach die Intervalle ab, genauso, wie Du das in unseren Intervallvideos gelernt hast. Auf der gleichen Linie wäre die Prime, darüber die Sekunde, darüber die Terz und dann kommt die Quarte. Jetzt müssen wir auch noch überprüfen, ob das jetzt eine reine Quarte ist. Dazu suchen wir wieder die Töne auf dem Klavier. Wir haben das C und das F, zwischen diesen Tönen liegen 5 Halbtonschritte. Alles richtig! Wenn wir jetzt von vorne angefangen hätten, müssten wir natürlich auch noch überprüfen, ob die Quinte wirklich eine reine Quinte vom Grundton entfernt ist. Das haben wir aber gerade schon beim Sus2-Akkord gemacht. Vom C zum G ist eine reine Quinte.

Sus-Akkorde auf dem Klavier spielen

Und wie kann man jetzt jeden Sus-Akkord schnell auf dem Klavier finden? Fangen wir auch da wieder mit Sus2-Akkorden an. Auch da suchen wir zunächst den Grundton. Nehmen wir in diesem Beispiel B-Dur. Der Grundton ist das B und jetzt zählen wir von da einfach 2 Halbtonschritte aufwärts. Somit landen wir beim C. Also wird das C gespielt. Jetzt zählen wir von da 5 Halbtonschritte ab, dann landen wir beim F. Mit diesen 3 Tönen haben wir Bsus2. Falls Du Dir beim Halbtonschritte zählen noch unsicher bist, kannst Du Dir unser Video Halbtonschritte zählen anschauen.
Und wie findet man Bsus4? Dazu finden wir auch erst wieder den Grundton, das B. Diesmal zählen wir allerdings nicht 2 Halbtonschritte ab, sondern 5, dadurch landen wir dann beim Es. Der Quintton ist auch wieder der gleiche, d.h. vom Es kann man jetzt einfach 2 Halbtonschritte aufwärts zählen.
Also, bei Sus2-Akkorden zählen wir vom Grundton zum mittleren Ton erst 2 Halbtonschritte und dann 5 Halbtonschritte vom mittleren zum oberen Ton ab. Bei Sus4-Akkorden ist es genau umgekehrt, da zählen wir erst 5 Halbtonschritte vom Grundton zum mittleren Ton und dann 2 Halbtonschritte vom mittleren zum oberen Ton und damit können wir jetzt jeden Sus2- oder Sus4-Akkord finden.

 

Wie werden Sus-Akkorde gebildet: Einfache Formel für sus2 und sus4

Einsatz von Sus-Akkorden in der Musik

Aber wie werden diese Akkorde denn überhaupt in der Praxis eingesetzt? Dazu schauen wir uns mal ein paar Beispiele aus der klassischen und aus der Popmusik an. Fangen wir zunächst mit der klassischen Musik an, da haben diese Akkorde andere Namen. Meistens nutzen wir in der klassischen Musik deutsche Begriffe, während in der Popmusik überwiegend englische Begriffe benutzt werden. Sus-Akkorde heißen dann im deutschen Vorhaltakkorde. Der Sus2-Akkord ist ein Sekundvorhalt, weil der Ton, der die Terz ersetzt, eine Sekunde vom Grundton entfernt ist. Der Sus4-Akkord heißt Quartvorhaltakkord, weil der Ton, der die Terz ersetzt, eine Quarte vom Grundton entfernt ist.

Das könnte dann zum Beispiel so klingen wie im Tonbeispiel “Lobet den Herren”.

G-Dur ist in der Tonart C-Dur der Dominantklang. Es wird hier allerdings zuerst nicht G-Dur gespielt, sondern erst Gsus4 oder – wie man in der klassischen Musik sagen würde – ein Quartvorhaltakkord. Dann merkt man allerdings, dass diese Quarte (C) zur Terz (G) aufgelöst wird. Danach wird also die Terz gespielt, also ein ganz normaler G-Durakkord.

 

Notenbeispiel für einen Quartvorhalt in der klassischen Musik: Lobet den Herren von Johann Crüger

 

In der Popmusik ist es jetzt häufig so, dass diese Dissonanzen gar nicht aufgelöst werden müssen. Da können diese Sus4- oder auch Sus2-Akkorde einfach als eigenständiger Klang eingesetzt werden. Das heißt, anstatt G-Dur zu spielen, würde man die ganze Zeit nur Gsus4 spielen, wie im folgenden Tonbeispiel.

Außerdem kann man den Akkord in der Popmusik auch als Wechselakkord einsetzen, das heißt, man wechselt die ganze Zeit zwischen dem “normalen” Dreiklang und den Sus2- und Sus4-Akkorden, so wie das im Hörbeispiel am Anfang zu hören ist.
Diese Akkordfolge wird zum Beispiel auch bei “Let her go” von Passenger an der Gitarre eingesetzt. Das ist auch recht üblich diesen Wechselakkord an der Gitarre so zu spielen.

Der Profitipp für den Einsatz von Sus-Akkorden

Ich hatte gesagt, dass ein Sus4-Akkord aus einem Grundton und der reinen Quarte besteht. Es gibt allerdings auch Ausnahmen: Wenn nämlich zum Beispiel der Subdominantakkord als Sus4-Akkord gespielt wird, dann muss man da einen Ton verwenden, der leitereigen in der Tonart gar nicht vorkommt. Nehmen wir nochmal die Tonart C-Dur, das sind alle weißen Tasten auf dem Klavier. Wenn man jetzt die Subdominante, also Fsus4 spielt und die reine Quarte von F aus bildet, dann kommen wir auf B. Das heißt, wir müssten F, B und C spielen. B ist eine schwarze Taste, die in C-Dur gar nicht vorkommt. Häufig wird dann auf dieser Stufe der Sus4-Akkord mit der übermäßigen Quarte gebildet, also mit dem H statt dem B. Das H kommt in der C-Durtonleiter vor – das ist ja eine weiße Taste.

Diese Version des Sus4-Akkordes wird zum Beispiel im Intro von „In a Country Churchyard” von Chris de Burgh gespielt (Originaltonart G-Dur, Notation in C-Dur). Hier kommt zusätzlich noch die None vor, wir haben also sus2 und sus4 gleichzeitig. Das wird danach aufgelöst zum “normalen” Dreiklang.

Notenbeispiel für Sus-Akkorde in der Popmusik: Chris de Burgh, In a Country Churchyard

Wir müssen allerdings aufpassen, wie man das dann notiert, weil es einen großen Unterschied zwischen der Pop-Notation und der klassischen Notation gibt. Die klassische Notation basiert meistens auf der Generalbassnotierung und da denkt man immer in Tonarten. Das heißt, wenn man jetzt aufschreibt F4, dann ist jedem klar: die 4 ersetzt die 3, also man muss das sus gar nicht hinschreiben. Es ist zudem klar, dass wir in der Tonart C-Dur sind, sodass wir also nur die weißen Tasten nutzen. Dementsprechend würden wir gar nicht auf die Idee kommen B zu spielen, sondern automatisch das tonleitereigene H.
In der Pop- und Jazzmusik sind die Akkordsymbole allerdings unabhängig von der Tonart. Das heißt, die Akkordbezeichnung Fsus4 beschreibt immer die gleichen Töne (F, B, C), egal, in welcher Tonart man das spielt. Das heißt, wenn wir Fsus4 aufschreiben, wird B statt H gespielt. Wenn stattdessen das H gespielt werden soll, wird der Akkord als Fsus4+ geschrieben. Die 4+ bedeutet im Popkontext, dass eine übermäßige Quarte vom Grundton aus gespielt wird, also in diesem Fall H statt B.

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